Augenblicke des Glücks sind wichtig
Der Autor, Armin Beuscher erzählt in «Vom Glück der kleinen Dinge. Zuversicht des Glaubens» von seiner Begegnung mit einer älteren Dame:
Pfarramt Seewen,
«Wir hatten lange miteinander gesprochen. Über die Zeit des Krieges, die ihr noch in so eindrücklichen Bildern vor Augen stand. Über den Tod ihres Mannes, der in Russland gefallen war. Und sie war allein zurückgeblieben mit zwei kleinen Kindern. Dann die Flucht, die Heimatlosigkeit. Immer arbeiten, in der Fabrik, dann zuhause, man musste sehen, dass aus den Kindern was wird. Und als es besser wurde, da gingen sie auch schon wieder aus dem Haus.
Nach ihrem Erzählen wurde es still. Jetzt – so dachte ich – stellt sie die Frage: Warum gerade ich, warum musste das Schicksal so hart sein, warum liess Gott das zu? Aber nichts. Dann fragte ich: ‚Sind Sie denn ärgerlich darüber, dass das Leben so hart für Sie war?‘ Sie lächelte mich freundlich und mild an. ‚Nein‘, sagte sie ruhig. ‚Nein, wissen Sie, ich hatte eine solche schöne Jugendzeit, ich habe keinen Grund, dem Leben nachzutrauern. Auch später, als ich geheiratet habe, war ich zufrieden und habe das Leben genossen. Und das gab mir die Kraft, auch das Schwere zu ertragen‘.
Dieses Gespräch mit der älteren Frau geht mir immer noch nach. Vor allem, wenn ich mich zu beklagen oder zu ärgern beginne. Sie jammerte der Vergangenheit nicht nach, weil sie die guten
Jahre als Hilfe nahm für die schlechten Zeiten. Das Gute zu geniessen und das Schöne auszukosten ist deshalb nicht nur für den Augenblick wichtig, sondern vielleicht auch für spätere Zeiten».
Als Seelsorgerin mache ich im Gespräch oft auch diese Erfahrung: Das Gute und Augenblicke der Freude helfen uns, das Schwierigere im Leben zu tragen. Schöne Erinnerungen gleichen einem Sparkonto, aus dem man sich immer wieder mal bedienen kann. Und wer, im Rückblick auf sein Leben, sagen kann: «Es ging zwar nicht immer geradeaus in meinem Leben, aber alles in allem war es gut!» empfindet Frieden und Gelassenheit. Glück und Glauben gehören zusammen. Denn Gott will uns die Augen für das Gute und Schöne, für die Freude öffnen.
Mary-Claude Lottenbach