Gottesdienste in Fremdsprachen

Deutsch & Französisch MKa (Foto: Monika Kathriner)

Seit Januar wird bei uns in der Pfarrkirche fast jede Woche ein Gottesdienst in kroatischer Sprache gefeiert. Aus diesem Grund habe ich mir Gedanken zu dem Bedürfnis von Migrant/innen gemacht, Gottesdienste in der eigenen Sprache zu feiern. Sollten sie nicht unsere pfarreilichen Gottesdienste besuchen und sich integrieren?
Pfarramt Seewen,
In der Apostelgeschichte lesen wir folgende Erzählung: «Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, wurden alle Versammelten vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. Die Menschen rundherum staunten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören?»
Die Bibel zeigt uns, was wichtig ist: Die gute Nachricht, dass Gott die Menschen liebt, dass Jesus auferstanden ist, dass der Tod und das Böse besiegt wurden, soll alle Menschen erreichen und deshalb von allen verstanden werden.
Wenn jemand aber zwei Sprachen kann, die Sprache des Wohnortes und die eigene Muttersprache, spielt es überhaupt eine Rolle, in welcher Sprache er oder sie Gottesdienst mitfeiert und die frohe Botschaft hört?
Gerne erzähle ich Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung: Geboren in der Westschweiz, ist meine Muttersprache Französisch. Seit meinem 22. Lebensjahr lebe ich aber in der Innerschweiz und musste Schweizerdeutsch lernen. Ich habe seitdem immer Gottesdienste auf Deutsch in der Region besucht und war bemüht, mich gesellschaftlich und kirchlich zu integrieren. Im Alter von 43 Jahren, also gut zwanzig Jahre später, war ich mit unserem Sohn im Lager bei der Gemeinschaft von Taizé im Burgund – ein spiritueller Ort, an welchem sich jedes Jahr viele Jugendliche aus der ganzen Welt treffen.
Da hörte ich zum ersten Mal wieder das Evangelium auf Französisch, und manche Lieder wurden auch auf Französisch gesungen. Ich war erstaunt, festzustellen, wie sehr die Texte in der eigenen Muttersprache mich berührten. Obwohl der Inhalt der gleiche bleibt, egal in welcher Sprache er gesprochen wird. Sprache ist eben Kultur, Heimat, Melodie aus unseren ersten Lebensjahren und unserer Herkunft.
So verstehe ich Migrantinnen und Migranten, die das Bedürfnis haben, ab und zu einen Gottesdienst in ihrer Muttersprache mitzufeiern, sei es auf Italienisch, Kroatisch oder Polnisch oder in einer anderen Sprache.
Mein Fazit ist, dass das eine das andere nicht ausschliesst. Es ist wichtig, sich zu integrieren, Sprache und Kultur der Menschen kennenzulernen, da wo wir wohnhaft sind. Ebenso wichtig ist es, die eigenen Wurzeln zu pflegen. Denn Menschen, die von einer anderen Gegend dieser Erde kommen, haben wie zwei Orte, zwei Sprachen, zwei Kulturen, die ihnen Heimat sind. Und ich möchte sie ermutigen, weiterhin beide Sprachen und Kulturen zu pflegen. Die Einheimischen möchte ich einerseits um Verständnis für dieses Bedürfnis bitten und anderseits auch ermutigen, durch den Kontakt mit Menschen aus anderen Gegenden dieser Welt Neues und Interessantes kennenzulernen. Wieso nicht ab und zu miteinander Gottesdienst feiern – eine andere Sprachgemeinschaft zur Mitgestaltung einladen? Dies wäre ein weiterer Schritt, den wir machen könnten, um Begegnung zu ermöglichen und uns gegenseitig zu beschenken.
Tout de bon! Häbets guet!
Mary-Claude Lottenbach, Pfarreiseelsorgerin
Pfarreien Ibach, Schwyz, Seewen
Römisch-Katholische Kirchgemeinde Schwyz
Bereitgestellt: 01.03.2025     Besuche: 30 Monat